. Hügel

Die Hügel sind unbewaldet und mit einer saftigen Wiese bedeckt.

Corvus Clamat, die grosse Schimmeltute, trottete über eine ausgedehnte Wiese. Noch immer versetzte sie das neuenntdeckte Land in erstaunen, sie hatte nie geglaubt, dass es eine Welt, wie sie in den alten Geschichten beschrieben wurde, überhaupt noch gäbe. So schön. So friedlich. Sie genoss den lauwarmen Frühlingswind, der ihr durch die lange, zerzauste Mähne wehte und mit ihren Haarsträhnen spielte.
Ihr Schritt war zügig, es schien, als hätte sie ein Ziel. Tatsächlich jedoch hatte sie keine Ahnung, wohin sie gehen sollte. Endlich war sie im Paradies, doch was nun? Das einzige, was die Stute in ihrem Leben je gekannt hatte, war die Flucht und der Verrat der anderen. Nie hatte sie lange Zeit Glück erleben können, nicht einmal als Fohlen war ihr das vergönnt gewesen. Und nun, als sie jetzt die Chance bekam glücklich zu sein, wusste sie nichts damit anzufangen, sie glaubte immer noch an einen versteckten Hinterhalt, an den Haken in der Geschichte.

Fly war schon lange unterwegs, ds Kleine Fohlen war völlig abgemaggert und kämpfte regelrecht um sein eigenes Überleben. Die Blicke des kleinen waren glasig kaum zu zu ordnen. Ab und an hörte man von dem kleinen Fohlen ein kläglisches krächtzendes Wiehren, seine Kehle war trocken. Tage lang hatte er nichts bekommen, und das wegen seiner Mutter, die ihn verstoßen hatte nur weil er kein Wunschfohlen war. Fly hatte die Ohren einfach zur Seite gelegt und achtete kaum noch auf seine Umwelt, ehe er sich ins Gras fallen lies und nur noch flach atmete, ihm tat alles weh, für so einen Marsch war der kleine noch gar nicht gedacht und trotzdem, hatte er es auf sich genommen. Immer wieder hörte man ein müdes und klägliches Quieken, was von dme Kleinen Fohlen ausging.

Dumpf schnaubte sie in die warme Frühlingsluft hinein. Ihr Winterfell war noch nicht ganz durch das dünnere Sommerfell ausgewechselt worden, der Winter war hart gewesen. So wurde ihr nun doch recht heiss, was ihrer Laune nicht gerade zuträglich war. Sie blieb stehen und blickte sich um. Da sie auf der Kuppe eines der zahlreichen Hügel stand, konnte sie weit ins Land hineinblicken und was sie sah, war einfach nur schön.
Doch wie schon an den Vortagen wusste sie nichts mit dieser Idylle anzufangen, umso mehr, da sie bis jetzt noch keinen Artgenossen entdeckt hatte. Dabe konnte sie unmöglich die einzige sein, die hierhergefunden hatte. Immer wieder hatte sie auf ihrer lebenslangen Odyssee die Gerüche und Geräusche anderer Pferde wahrgenommen. Doch hier war, vom Vogelgezwitscher einmal abgesehen, nur Stille.
Trotzdem spitzte sie die feinen Ohren und horchte. Minutenlang blieb sie reglos stehen und, als sie schon weitergehen wollte, hörte sie ein jämmerliches Fiepen. Corvus Clamat verzog das Gesicht. Ein Fohlen. Nervtötende kleine Biester.
Doch ihr Herdentrieb, welcher ihr, all dem Leid zu trotz, welches sie erlebt hatte, nie verloren gegangen war, trieb sie in die Nähe des Geräusches. Und da sah sie es: Ein kleines, verschüchtertes Häufchen Elend stand vor ihr. Grimmig blickte sie das Kleine an, fest entschlossen kein Mitleid zu haben.

Fly merkte gar nicht das vor ihm eine Stute stand, das kleine Ding lag einfach nur im Gras und hatte die Augen geschlossen, wo sich langsam die Fliegen ran setzten. Als er sein Köpfchen schüttelte sah er große plüschige Hufen vor ihm stehen, nun spazierte sein Blick an den Beinen des anderen Pferdes hoch und sah dann in ein sehr grimmiges Gesicht, sofort lies der kleine Fly seinen Kopf wieder ins Gras fallen, es war einfach zu anstrengend gewesen, sich dort rumzutreiben um entlich ruhe vor Pferden zu haben, die einen nicht bei sich haben wollten. Fly blieb regungslos liegen, nur alle viere von sich gestreckt. Kurz schnaubte der kleine Hengst und öffnete dann seine BambiAUgen und leuchtete das Pferd an. „Entschuldigt!“,nuschelte der kleine höfflich und rappelte sich auf, was ihm kurz gelang, ehe er wieder erschöpft einsackte.

Die Schimmelstute verzog beim Anblick der vergeblichen Anstrengungen des kleinen Flohsacks entnervt das Gesicht und schnaubte. Na toll, das erste und womöglich einzige Pferd, das sie auf dieser Insel traf, war ein schwäcliches kleines Fohlen. Mit schwächlingen konnte sie noch weniger anfangen als mit Fohlen. Beides zusammen kombiniert was für sie eine beinah unerträglich nervenzerreibende Vorstellung. Aber da sie ja nun schonmal hier war und sich, auch wenn sie es sich selbst nicht eingestand, nach Gesellschaft jeglicher Art sehnte, liess sie sich dazu herab, ihren schweren Kopf auf das kleine Biest niederzusenken.
"Wie heisst du?", fragte sie, und gab sich dabei mühe, keinen freundlichen Ton anzusprechen, was ihr jedoch beim Anblick seiner grossen Rehaugen zugegebenermassen ziemlich schwer fiel. Aber auch eine narbenübersähte Aussenseiterin wie sie hatte doch das Recht auf ein Minimun an Mutterinstinkten, oder etwa nicht?
Sie schüttelte den Kopf um die lästigen umherschwirrenden Fliegen zu verscheuchen. Sie hasste diesen Frühling. Hitze, nervtötendes Ungeziefer. Igitt.

Fly sah das Große Geschöpf, weiterhin mit seinen BambiAugen an und betrachtete kurz die Umwelt. „Ich heiße....Fly!“,sprach er leicht mit trockener Kehle und blieb liegen, jedoch hob er seinen Kopf und sah das Pferd an, was überall mit dicken Fell übersäht war. Bei dem kleinen hatte sich, das Winterfell schnell verabschiedet, wenn nicht sogar zu schnell. Fly schnaubte kurz und sah die Große an. „Wie heißt du, denn wenn ich fragen darf?“,fragte er dann doch etwas quierliger und mutiger, auch wenn sein Kreislauf nicht wirklich mitspielte, an seinem Auge klebten wieder Fliegen, die er durch Kopfschlagen, wegbekommen wollte. Kurz schnaubte der kleine und richtete seinen Kopf immer wieder etwas mehr auf. Er war noch zu erschöpft um aufzustehen und direkt rumzuhoppsen, wie ein kleines Ding. Fly war eigentlich viel zu Jung ohne Mutter auszukommen.Doch irgendwie schien er es ja durchzuhalten, er war einfach ein Kleiner Überlebenskünstler.

Fly.. Lächerlicher Name für ein Pferd. Pferde konnten nicht fliegen. Und wenn sie es könnten, dann wäre dieser kleine Nichtsnutz wohl der letzte, der abheben würde. Echt jetzt.
Völlig verwirrt über die Unterbrechung in ihren Gedankenverstrickungen, sie hatte schon wieder ganz vergessen, dass sie eine Frage gestellt hatte, so ungewohnt war ihr der Umgang mit Artgenossen, starrte sie ihn erst einmal ein Paar sekunden mit belämmertem Gesicht an. Als der Sinn seiner Worte in ihrem Bewusstsein ankamen fing sie sich jedoch sogleich wieder. Innerlich hätte sie sich Ohrfeigen können. Überlegensregel Nummer neunhundertundirgendetwas: sei nie unachtsam. So sehr hatte sie also dieses Paradies schon verweichlicht. Dass sie sich vor einem Fohlen zum Deppen machten musste. Sie hatte keinen so schönen Ort verdient. Orte wie dieser waren einfach nicht geschaffen für rauhe Geschöpfe wie sie, welcher von Natur aus der Umwelt trotzen mussten, nicht sie geniessen wollten. Die schon von Geburt an im Kampf geschult wurden, die sich nicht innerlich nach Frieden sehnten.
Der Frieden. Das war es wohl, das sie die ganze Zeit an diesem Fleckchen Ruhe gestört hatte.
Ihre Sehle war auf Selbstverteidigung und Kampf geformt worden, sie hatte nie Freundlichkeit erfahren und nun, als sie vor diesem süssen, hilflosen Fohlen stand, wusste sie, ausgerechnet die furchteinflössende Corvus, sich nicht zu helfen. Sie wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte, wie ein Füllen, welches noch nicht richtig gelernt hat sich zu artikulieren.
"Mein Name ist Corvus Clamat. Für dich auch einfach nur Corvus", murrte sie. Wo ist denn deine Mutter?

Das Fohlen hob kurz seine Nüster und blickte sie kurz traurig an. Seine Mutter, das kleine Fohlen musste seufzen. „Meine Mutter hat mich verstoßen, sie wollte mich nicht, weil ich ein vergewaltigungskind bin, se hat mich den Wasserfall runtergeschmissen und dann bin ich alleine hier rumgeirrt“,sprach das kleine Fohlen, was auch noch leichte Einschränkungen an den Hinterbeinen hatte. Er spürte das die Stute kühl war, doch machte es ihm nichts aus, seine Mutter war noch viel kühler, als das weiße Plüschpferdchen vor ihm. Kurz schnaubte Fly, ehe er seine BambiAugen wieder auf der Stute ruhen lies. Er hoffte, dass er hier bleiben konnte, wenn er noch weiter irren musste, würde der kleine Fly womöglich sterben.

Damit hatte sie nicht gerechnet. Naja, zugegeben, Fly sah erbärmlich aus, wie er da völlig verschrammt im Gras lag, doch so eine Vergangenheit hatte sie ihm nicht zugetraut. Sie weckte wage Erinnerungen an ihre eigene Kindheit, Erinnerungen, die sie am liebsten sofort wieder aus ihrem Schimmelkopf verbannt hätte. Doch nun waren sie da und rollten auf sie zu wie eine Lawine.
Eine sonderbare Art von Solidarität, vielleicht schon ein kleines Bisschen Zuneigung, für das Fohlen stieg in ihr auf. Schliesslich liessen sich Parallelen erkennen Zwischen dem noch so kurzen Leben des kleinen Fly und dem ihren, dem der verbitterten Corvus. Nur sah man es ihm noch nicht so an wie ihr. Sie, von oben bis unten mit grösseren und kleineren Narben übersäht, Zeugen der endlosen und traurigen Kämpfe die sie gegen andere und auch gegen sich selbst hatte führen müssen. Niemand war ihr in dieser Zeit, von der sie nicht einmal wusste, ob sie nun schon vorbei war oder nicht, zur Seite gestanden. Niemand hatte ihr den Rücken gestärkt und niemand war für sie eingestanden.
Hatte der kleine womöglich etwas besseres verdient? Oder war es nur gut und recht wenn sie erfahren konnte, dass sie nicht die einzige auf Erden war die so gelitten hatte wie sie es tat. Sie könnte dabei zusehen wie er sich mit der Zeit in ein Abbild von ihr verwandelte, könnte den Hass der anderen, sofer es sie hier überhaupt gan, diese anderen, sogar noch schüren. Sich an seinem Leid ergötzen, wie sie es schliesslich bei ihren Feinden auch getan hatte, wenn sie besiegt vor ihr lagen.
Doch sie entschied sich mit einem Blick in die unschuldigen Augen des Fohlens dagegen. Weshalb, konnte sie nicht sagen. Womöglich Mutterinstinkte. Vielleicht auch nur blosses Mitleid.
"Brauchst du Anschluss?" fragte sie.

Fly sah die Stute an, die einige Zeit etwas nachdenklich aussah. Er prägte sich jede Bewegung der muskolösen Stute ein und betrachtete dann kurz den Himmel, ehe das kleine Ding auf die Frage zurück kam. „Ich weiß nicht, ob ich das Schaffe, den Anschluss. Immerhin weiß ich nicht, wie man sich ernährt, geschweige denn wie man sich richtig verhält und ich schätze mal al zu lange habe ich ja sicherlich nicht mehr zu Leben!“,sprach das kleine Ding leicht unter Tränen. „Ich möchte nur nicht, dass du dann hier bist wenn ich von dieser Welt gehe, nur möchte ich das du wenn du meiner Mutter gegenüber trittst ihr einen schönen Dank für dieses Kurze Leben aussprichst!“,sagte das kleine abgemagerte, erschöpfte Fohlen und lies seinen Kopf wieder in das Frische Gras fallen, er wuste zwar nicht für was es gut war, es war aber schön weich.

Als die grosse Kaltblutstute Fly so reden hörte, zerbrach es ih wortwörtlich das Herz. Es war ein Gefühl, wie sie es schon seit Ewigkeiten nicht mehr erlebt hatte, doch nun war es da. Dieser Schmerz, reines Mitleid.
Hast du Hunger?, fragte sie, es war ein rein Rhetorische Frage. So wie das kleine Geschöpf aussah, hatte es seit Tagen nichts mehr in der Schnauze gehabt. Sie riss ein paar Büschel Gras aus und legte sie dem Kleinen vor das Maul. Iss!, meinte sie bestimmt und blickte ihn auffordernd an.

[kurz, sorry xD]

Fly sah die Stute an. „Jah ich hab Hunger, sehr sogar!“,sprach er leise und blickte sie dann an, wie sie ihm Gras abrupfte und es ihm hinlegte. Kurz starrte er das Grüne Zeug an. Konnte man das Essen? War es nicht nur zum rumliegen da...er kannte es nicht, woher auch, seine Mutter hatte es ihm nie beigebracht, wovon er sich ernährt hatte? Ab und zu hatte er sich an Stuten erlabt, die ihm anboten was zu trinken. Nun sah Fly auf. „Kann man das essen?“,fragte er nun leise und fummelte mit seiner Oberlippe durch die einzlenen kleinen Grashalme und blickte dann wieder die weiße Stute an. Als er sich wieder aufrappelte lies er sein Hinterbeinchen angehoben, da es durch den Schmerz ziemlich schmerzte. Der kleine hatte ziemich lange stelzen, die sehr zerbechlich aussahen.

Corvus verdrehte die Augen bei so viel kindlicher Naivität. Natürlich kann man das essen meinte sie harscher als sie beabstichtigt hatte. Da fiel ihr ein, dass seine Mutter ihm das warscheinlich nie beigebracht hatte. Warscheinlich war er noch nicht einmal aus dem Milchalter heraus. Das könnte noch ein Problem werden.
Um ihm zu zeigen wie man das richtig machte nahm sie ebenfalls einen Büschel Gras ins Maul und begann symbolisch darauf rumzukauen. Schön langsam und lang, so dass er es sicher nachher richtig machte. Danach schluckte sie runter und blickte den kleinen auffordernd an. Und jetzt du!, meinte sie.

Fly beobachtete jedes Detail, wie die Stute das Grüne Gras kaute. „Okay ich probiere es!“,sprach der kleine und nahm ein paar Halme in den Mund und versuchte drauf rumzukauen, doch gelang es ihm noch nicht so wirklich, weil er noch keine ausgereiften Backenzähne hatte. Nun als er es seiner Meinung nach genug gekaut hatte, schluckte er es runter und verschluckte sich, sofort spuckte er es wieder aus und hielt den Mund krampfhaft auf, man sah deutlich das dort wenige Zähnchen im Maul waren. „ich kann das nicht!“,nuschelte das Fohlen, von sich selber entäuscht und blickte die Stute dann nicht mehr an, er war gekränkt von sich selber. Wie sollte er es schaffen.' Du bist schlecht Fly',redete er sich nun selber innerlich ein.

#anfangspost#

Langsam. Einen Schritt nach dem anderen. Was zur Hölle..? Das kleine Fohlen hob den Kopf. Andere Pferde? Naja war wohl zu viel verlangt alleine sein zu dürfen. Sunny schnupperte und versuchte so gut wie möglich den Standpunkt der Pferde zu erkennen. Es würde nicht auffalen, dass sie blind war. Sie hatte normale Augen wie andere, sehende Pferde und war gut darin, sich auch zu verhalten als könnte sie sehen. Sie stellte sich etwas abseits von den anderen Pferden hin. Zugegeben sie war erst acht Monate alt, doch äußerst klug für ihr Alter. Soweit ihre geschärften Sinne es erkannten waren da zwei Pferde. Sie würde es ihnen nicht erzählen. Sie sagte eigenltich niemandem dass sie blind war. Denn sie konnte sich auch ohne deren Mitleid gut alleine durchschlagen.
Innerlich seufzte die kleine Stute als sie auf die Fremden zuging. Warum tat sie das eigentlich? Warum fällst du nicht gleich von einer Klippe du dummes Ding? Sie schüttelte unwillig den Kopf. Es wäre unfair so "friedlich" zu sterben. Hatte sie nicht Qualen verdient? Laut ihren Eltern schon und vielleicht hatten diese ja Recht.
Aber jetzt war es noch zu früh dafür. Sie hatte sich selbst versprochen, erst zu erfahren was Glück war und dann zu sterben. Was für ein dummes, masochistisches Denken.
Ohne es zu merken war sie stehen geblieben, in der Nähe der beiden Pferde. Sie spitzte ihre Ohren und sah in die Richtung von der sie annahm, die beiden würden sich dort befinden. Dann seufzte sie erneut innerlich. Doch sie sagte nichts. Sie wollte erst abwarten ob die beiden Pferde sie bemerkten oder überhaupt sprachen.
Langsam senkte sie den Kopf und ihr Maul nahm die kleinen grünen Halme auf. Sie kaute, doch es schmeckte nach gar nichts.